Erik Malm: Malen mit der Kamera

Nachdem ich vor ein paar Jahren begonnen hatte, mich auch mit ICM (Intentional Camera Movement) zu beschäftigen, stieß ich im Internet u.a. auf Erik Malm und war sofort fasziniert von seinen Bildern. Wie schafft er es, in einem Bild, mit einer Belichtung einige Details scharf abzubilden, während andere Bildteile, die Umgebung unscharf-verwischt wiedergegeben werden? Wieso sind keine Lichtspuren oder Doppelkonturen als Artefakte der Kamerabewegung zu sehen? Durch das Studium von ICM-Fotos, durch physikalische Überlegungen was genau mit dem Licht bei bestimmten Bewegungen auf dem Kamerasensor passiert und durch viel Übung bin auch ich diesbezüglich weiter gekommen - aber noch lange nicht perfekt. Ich wende u.a. diese Technik gezielt an, wenn das Motiv oder die Szenerie es meines Erachtens erfordert. 

Erik Malm, Jahrgang 1964, arbeitete in Schweden zunächst als professioneller Musiker und Dirigent. Später entdeckte er autodidaktisch die Fotografie für sich, die er heute leidenschaftlich und hauptberuflich ausführt. Schon seit mehr als 20 Jahren entwickelt und perfektioniert er seine eigenen Varianten einer Technik, die heute als Intentional Camera Movement (ICM) bekannt ist. Dabei bewegt er je nach Motiv und Situation die Kamera gezielt multi-dimensional bei längeren Belichtungszeiten. Diese Technik ist jedoch nur ein Mittel, um den künstlerischen Ausdruck zu erreichen, den er sucht: nämlich Emotionen auszudrücken. Besonders inspirieren ihn die Natur, die Symphonien des Komponisten Gustav Mahler und die Impressionisten, wie Claude Monet. Aktuell bereist Erik engagiert die Arktis und Antarktis um weiteres Bild- und Filmmaterial für die Fertigstellung eines Lebensprojekts zu schaffen. Dabei fotografiert er ausschließlich mit ICM. Wir dürfen gespannt sein...

Die malerischen Bilder von Erik in dem dicken, z.Z. aktuellen Bildband entstanden mit seiner speziellen Langzeitbelichtungstechnik (ICM) an Schwedens Westküste in der Provinz Bohuslän, die sich durch tausende Schären und Inselchen aus rundgewaschenem Granit auszeichnet. Die maritimen Motive (Schärenlandschaft, Meer, Leuchttürme, Möven, ...) werden eindrucksvoll mit wichtigen, scharfen Details und atmosphärisch verdichteter, verwischter Szenerie wiedergegeben. Auf mehr als 300 Seiten in Großformat (teils doppelseitig vollformatige Fotografien auf 60 x 30 cm!) können die Bilder für sich sprechen, unterstützt durch den Druck auf ein schweres, rau-weißes Papier. Für den internationalen Leser sind die kurzen einführenden schwedischen Texte am Ende des opulenten Bildbandes auf 8 Seiten in Englisch zusammengefasst.

Für mich eine visuelle Inspirationsquelle für emotionale Fotografie in der Natur, die ich immer wieder gern zur Hand nehme und zugleich ein haptischer Genuß. Die umgerechnet ~ 52 EUR für diesen außergewöhnlichen Bildband sind sehr gut angelegt. Das Buch kann über die Homepage von Erik Malm erworben werden. (Disclaimer: Das Buch habe ich selbst gekauft.)